
Sterbewillige erhalten in der Schweiz Pentobarbital, aufgenommen bei Exit, 5. Dezember 2008. (Keystone/Alessandro Della Bella)
Blogger «ungläubiger Katechet» hat folgenden Impulstext verfasst:
Sowohl Ludwig Feuerbach als auch Friedrich Schleiermacher stellen die These auf, dass der angeblich nach Gottes Ebenbild geschaffene Mensch vielmehr das Göttliche nach seinem eignen Ebenbild geschaffen hat. Nach Feuerbach entfremdet sich der Mensch von sich selbst und schafft ein ideales Geschöpf, nämlich Gott. Dabei erkennt er nicht, dass er in Gott letztlich sein eigenes Wesen betrachtet und bewundert.
Wenn der Mensch also nur das Produkt der Evolution ist und nicht speziell von einem Gott erschaffen wurde, so ist er im Prinzip nicht mehr und nicht weniger wert als jedes andere Geschöpf auf diesem Planeten. Der Mensch zeichnet sich gegenüber wahrscheinlich allen anderen Lebewesen nur dadurch aus, dass er ein grösseres Hirn hat und damit intellektuell und bezüglich Bewusstsein allen anderen Geschöpfen überlegen ist. Seine Überlegenheit wird noch zementiert von Gottes biblischem Auftrag, alle Lebewesen untertan zu machen.
Aus all diesen Aspekten leiten die Menschen ihre Gewissheit ab, dass ihr Leben wertvoller ist als dasjenige von allen anderen Geschöpfen. Daraus ergibt sich auch, dass wir alles tun müssen, um auch die Schwächsten und im Prinzip nicht lebensfähigen Menschen mit allen Mitteln am Leben zu erhalten und entsprechend pflegen müssen, auch wenn es Milliarden kostet. Es werden sogar Menschen am Leben erhalten, deren Gehirn seit Geburt oder nach einem Unfall so stark geschädigt ist, dass sie ihre Umwelt gar nicht wahrnehmen können, sondern einfach dahin vegetieren ohne eigentliches Bewusstsein.
Es stellt sich deshalb die Frage, ob wir solche Menschen wirklich mit allen Mitteln am Leben erhalten sollen. Für einen gläubigen Menschen, der sogar eine Abtreibung für eine Todsünde hält, ist eine solche Frage ketzerisch und nicht verhandelbar. Und da der Mensch für Gläubige ein von Gott geschaffenes Wesen mit einer unsterblichen Seele ist, so haben wir die Pflicht, jeden Menschen am Leben zu erhalten, ob geistig behindert, schwer krank oder aus anderen Gründen im Prinzip nicht lebensfähig.
Wenn ein Tier, auch ein liebgewordenes Haustier, nicht oder nicht mehr lebensfähig ist, so haben wir die Möglichkeit, es einzuschläfern. Was wir meistens aus Mitleid tun. Wenn wir dies bei einem Menschen tun, auch wenn sein Zustand noch so unwürdig ist, so machen wir uns im höchsten Masse strafbar. Denn in unserem religiös-moralischen Denken ist fest verankert, dass der Mensch eben ein göttliches Wesen ist.
Darum stelle ich die Frage zur Diskussion, ob aktive Euthanasie in gewissen, klar definierten Fällen, erlaubt werden soll. Oder wäre es sinnvoll, Maschinen abzustellen, an denen quasi Hirntote angeschlossen sind? Sollten wir nicht versuchen, der Natur mehr Raum zu geben statt das Leben mit allen Mitteln künstlich zu verlängern?
PS: Sogar der bekannte Theologe Hans Küng plädiert in seiner letzten Schrift «Erlebte Menschlichkeit» für einen selbstbestimmten Tod und hat sich dafür bei der Sterbehilfeorganisation Exit angemeldet.