
Kommunion: Frauen, die die Pille nehmen, Schwule und Wiederverheiratete sollen ausgeschlossen werden. Foto: Keystone
Laut dem Churer Bischof Vitus Huonder sind Kirchenmitglieder, die sich zur Homosexualität bekennen, die Pille als Verhütungsmittel benutzen oder geschieden und wieder verheiratet sind, in einer «irregulären Situation». Eine nette Umschreibung für eine sündige Lebensführung. Oder eine Verfehlung, zumindest aus katholischer Warte. Deshalb werden sie von der Kommunion ausgeschlossen und dürfen keine Hostie empfangen.
Drückt man es ungeschminkt aus, klingt es so: Schwule und Wiederverheiratete sind Gläubige zweiter Klasse. Besonders krass ist das Verdikt für Frauen, die die Pille schlucken. Verhütung ist offenbar des Teufels. Über den Daumen gepeilt stigmatisiert die Kirche damit etwa die Hälfte der Gläubigen zu Personen, die nicht würdig sind, die Kommunion zu empfangen.
Laut Huonder sollen sie die Arme verschränken, damit der Pfarrer weiss: Aha, wieder ein Sünder, der die Hostie nicht verdient. Als Trost bekommen dann die Stigmatisierten den Segen des Pfarrers. Dumm nur, dass die ganze Gemeinde der Gläubigen mitbekommt, wer der Kommunion unwürdig ist. Die Gottesdienstbesucher können dann rätseln: Ist die Gläubige mit den verschränkten Armen lesbisch oder nimmt sie die Pille?
Doch was ist, wenn ein schwuler Pfarrer den Gottesdienst leitet? Also ein «Sünder» andern «Sündern» die Hostie verweigert? Dann führt das Gedankenspiel ins Absurde. So will es das Kirchenrecht, so verlangt es Hardliner Bischof Vituos Huonder.
Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass in der katholischen Kirche schwule Pfarrer tätig sind. Die aufgedeckten Skandale zeigen zudem, dass manche Geistliche pädophil sind. Der katholische Theologe David Berger, der das Buch «Der heilige Schein» geschrieben hat, behauptet, dass 50 Prozent der katholischen Pfarrer homosexuell seien. Es mögen weniger sein. Unbestritten ist aber, dass in der katholischen Kirche überdurchschnittlich viele Geistliche schwul sind.
Es mutet deshalb - um es vorsichtig auszudrücken - sonderbar an, dass Homosexuelle oder Pädophile die Hostie austeilen, schwule Gläubige sie aber nicht empfangen dürfen.
Die meisten Pfarrer in der Schweiz kümmern sich nicht um das Kirchenrecht und verteilen die Hostie allen Gläubigen. Dies mit dem Segen ihrer Bischöfe. Doch der Hardliner Vitus Honder will nun in seinem Bistum das Rad der Zeit zurückdrehen. Dabei scheint es ihm egal zu sein, wie viele seiner Vikare und Pfarrer homosexuell oder pädophil sind. Und somit auch nicht berechtigt, die Hostie zu empfangen. Wichtig ist nur, dass der Schein gewahrt wird und Reformen unterbunden werden können.