Lydia Siegenthaler hat eine Replik auf meinen Impulstext geschrieben, den ich hier gern zur Diskussion stelle:
Als Mutter von drei Kindern und Mitglied einer Freikirche kann ich ihren Artikel nicht unbeantwortet lassen. Sie beschreiben darin, dass die Beratungsstelle Infosekta jährlich ungefähr 200 bis 300 Anfragen zu Freikirchen erhält. Davon schildern manche körperliche Züchtigung von Kindern. Auch der Kinderschutz kenne das Problem.
Ich gebe Ihnen vollumfänglich recht. Es ist eine Schande, dass es Ratgeber gibt, die das körperliche Bestrafen von Kindern gutheissen. Kinder zu schlagen, aus welchem Grund auch immer ist verwerflich. Immer. Trotzdem empfinde ich Ihren Artikel als hetzerisch und beleidigend. Obwohl sie erwähnen, dass die meisten Freikirchen Körperstrafen ablehnen und sich auch die Evangelische Allianz davon distanziere, erweckt ihr Text den Anschein als wäre es in christusgläubigen Familien gang und gäbe die Kinder zu schlagen.
Ich werde nicht auf Ihre Argumentation eingehen, denn wer den Artikel mit kritischen Augen liest, wird schnell merken, dass genaue Zahlen und klare Studien fehlen. Stattdessen würde ich das Augenmerk der Leser gern auf etwas anderes lenken. Die von ihnen zitierten Bibelstellen stammen aus der Zeit vor Jesus. Die zentrale Figur der Freikirchler aber ist Jesus. Er gilt als Vorbild und hat von sich selbst gesagt: „Ich bin Sohn des lebendigen Gottes… …Wer mich sieht, der sieht den Vater.” (Johannes 14, 9).
Wie ging dieser Stellvertreter Gottes mit Kindern um? Einmal brachten Mütter ihre Kinder zu ihm. Die Freunde von Jesus wollten sie abweisen, der Meister habe keine Zeit. Durchaus eine übliche Reaktion zur damaligen Zeit. Jesus aber holte die Kinder zu sich und sprach: „Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes (Himmelreich)!“(Mt 19,13)
Gegen den Zeitgeist und gegen die Meinung seiner Freunde macht Jesus hier deutlich, wie sehr er Kinder liebt. Ich bin überzeugt, dass Menschen, die Jesus von Herzen lieben und ihn als ihren Freund kennen, früher oder später darauf aufmerksam werden, dass Körperstrafen nicht zum Erziehungsrepertoire seiner Nachfolger gehören dürfen.
Christen leben ihr Elternsein genauso gut oder schlecht wie alle, die ihre Kinder von Herzen lieben, es tun. Natürlich passieren Fehler und selbstverständlich sollen diese angesprochen werden. Aber wäre es nicht besser, solchen Eltern Alternativen zur Prügelstrafe anzubieten? Wäre es nicht effizienter, feinfühlig das Gespräch zu suchen?
Deshalb füge ich der Vollständigkeit halber noch untenstehende Bücherliste ein.
Aufgelistet sind diejenigen Erziehungsratgeber, die ein Erziehungsverständnis beinhalten, das Infosekta folgendermassen beschreibt: „Grundsätzlich sind beim dogmatisch-autoritativen Erziehungsverständnis die Eltern-Kind-Beziehungen von liebevoller Zuwendung geprägt, die kindlichen Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Schutz und Regulation
werden weitgehend abgedeckt.“
● Etter, Heinz (2010). Erziehen im Vertrauen. Das Join-up-Konzept.
● Fly High-Elternkonferenz (2012). Transkript zweier Kursmodule. Stiftung Schleife Winterthur.
● Holmen, Mark & Teixeira, Dave (2009). Den Glauben zu Hause leben. Willow Medien.
● Kimmel, Tim (2011). Eine auf Gnade basierende Erziehung. Adullam Verlag.
● Mauerhofer, Armin (2011a/b). Bibelwoche Lörrach, FEG Lörrach – Transkript zweier Kursmodule
● Mühlan, Claudia & Mühlan, Eberhard (2012). Das Grosse Familien-Handbuch. Schulte und Gerth.
● Ruthe, Reinhold (2011). Die Kunst, verantwortlich zu erziehen. Verlag Bredow.
● Silk, Danny (2010). Erziehung mit Liebe und Vision. GloryWorld-Medien.